William Thierry Preyer (* 4. Juli 1841 in Rusholme bei Manchester, England; † 15. Juli 1897 in Wiesbaden) war ein englischer Physiologe. Er war der erste langjährige Ordinarius für Physiologie in Jena, der das Fach Physiologie an der Jenaer Universität nachdrücklich prägen konnte. Mit seinem Namen verbinden sich die Einführung einer experimentell-wissenschaftlichen Ausbildung der Studierenden in der Vorlesung, die Einführung von Seminaren im Fach Physiologie, die systematische Einbeziehung der Studierenden in die Forschungstätigkeit und das ständige Ringen um eine den Lehr- und Forschungsergebnissen angepasste bauliche Gestaltung und naturwissenschaftlich-technische Infrastruktur des Physiologischen Instituts. Preyers wissenschaftliches Werk war durch Charles Darwin und seine Lehren geprägt. Von Bedeutung bis in die Gegenwart sind seine beiden Hauptwerke "Die Seele des Kindes" und "Specielle Physiologie des Embryo". Mit diesen kinderpsychologischen und entwicklungsphysiologischen Untersuchungen trug Preyer wesentlich zu den wissenschaftlichen Grundlagen einer modernen Entwicklungsphysiologie und Entwicklungspsychologie bei. Preyer wollte die Wissenschaft nicht nur als eine Angelegenheit der Hochschule verstanden wissen. Die "Referierabende" in Jena waren eine Möglichkeit, wissenschaftliche Fragestellungen mit Vertretern anderer Fachgebiete zu erörtern. In Berlin setzte er sich für eine populäre Form der Wissenschaftsdarstellung ein und vertrat diese Auffassung als Leiter der Mikroskopischen Abteilung der Urania. 2007 wurde zum ersten Mal der nach ihm benannte William-Thierry-Preyer-Award auf der 13. European Conference on Developmental Psychology in Jena an die türkische Wissenschaftlerin Cigdem Kagitcibasi verliehen.