Mit 113,5 km² Wasserfläche und einem Einzugsgebiet von 1230 km² ist die Müritz (62 m HN) der zweitgrößte See des nordmitteleuropäischen Tieflandes (Knapp et al. 1999). Sie war in den vergangenen Jahrzehnten bereits mehrfach das Ziel paläohydrologischer und landschaftsgenetischer Untersuchungen, die sich bislang jedoch auf das terrestrische und telmatische Umfeld beschränkten. Durch Kaiser (1998) und Kaiser et al. (2002) wurde der bisherige Wissensstand detailliert zusammengefasst. Die hier vorgestellten Seebohrungen hatten das Ziel, die Landschafts- und Gewässerentwicklung anhand von Seesedimenten gut aufgelöst zu rekonstruieren und offene Fragen zu Wasserstandsschwankungen zu klären. Die Untersuchung der Seesedimente bot zudem die Chance einer über ein großes Einzugsgebiet integrierenden Rekonstruktion der Vegetationsgeschichte sowie der erstmaligen Bearbeitung der Sedimentations- und trophieentwicklung der Müritz seit dem Spätglazial. Die Arbeiten wurden in den Sommermonaten der Jahre 2004 und 2005 mit der Entnahme der Kerne MÜR-1 und MÜR-3 in Flachwasserbereichen im Süd- bzw. Nordteil, MÜR-2 im Profundal und MÜR-9 im Verlandungsbereich der Sietower Bucht (Abb. 1) durchgeführt. Zu Übersichtszwecken wurde eine größere Zahl von Sondierungen im nördlichen und westlichen landwärtigen Uferbereich um die Sietower Bucht niedergebracht. Ergänzende Untersuchungen wurden auf der Halbinsel Großer Schwerin mit dem Ziel durchgeführt, jüngere Wasserspiegelschwankungen zu identifizieren und zu datieren.